Klavier- und Cembalobauer*in
In diesem Beruf sorgst Du für die richtige Stimmung der rund 230 Saiten des Klaviers oder Flügels. Neben dem Stimmen gehört aber auch die Reparatur und natürlich der Bau von Klavieren, Flügeln und Cembali zu Deinen Aufgaben.
Und diese Aufgabe hat es in sich, alleine in der Spielmechanik eines Flügels werden rund 11.000 Einzelteile verbaut. Es gibt also eine Menge zu lernen in der Ausbildung. Damit man da nicht den Überblick verliert, kann man entweder die Fachrichtung Klavierbau oder die Fachrichtung Cembalobau wählen. Bei ersterer steht die Konstruktion von Klavieren und Flügeln im Vordergrund, während bei letzterer der Bau von Cembali und Spinetten im Fokus steht. Viele Grundlagen ähneln sich aber auch. Musikalische Grundkenntnisse und ein gutes Gehör sind in diesem Beruf auf jeden Fall gefragt.
Neben der Konstruktion der aufwändigen Spielmechanik lernst Du auch, wie der Resonanzboden hergestellt und mit dem etwa 200 kg schweren Gussrahmen verbunden wird. In den Gussrahmen werden die Saiten mithilfe von Stimmwirbeln eingespannt, da die Saiten eine enorme Zugkraft von bis zu 20 Tonnen haben, muss der Gussrahmen so stabil sein, dass er nicht mit den Saiten mitschwingt. Stattdessen wird die Schwingung über die Stege an den Resonanzboden geleitet.
Für diese Aufgaben sowie für den Bau des Korpus lernst Du in der Ausbildung eine Menge über Holzbearbeitung. Ist der Flügel dann aber erstmal montiert, bringst Du natürlich auch Deine anderen Kenntnisse ein, etwa über Musiktheorie beim Stimmen und Intonieren des Instruments. Und schließlich gehört natürlich auch die Beratung von Kunden und das Führen von Verkaufsgesprächen zu Deinen späteren Aufgaben. Auch wenn einige Aufgaben wie das Stimmen und Intonieren einiges an Geduld verlangen, sind Abwechselung und Vielfalt in diesem Beruf garantiert.
Dein Aufgabenbereich
Zeichnungen lesen: Ohne technische Zeichnungen wird es sehr schwer, ein Klavier zu bauen. Sie lesen zu können, ist also Voraussetzung. Das lernst Du natürlich in Deiner Ausbildung.
Holzbearbeitung: Der Korpus und der Resonanzboden, die Hämmer und viele weitere Teile des Klaviers sind aus Holz. Die Auswahl der richtigen Holzart, die verschiedenen Bearbeitungsschritte und das Zusammenbauen sind entscheidende Schritte bei Aufbau eines Klaviers oder Flügels.
Metallbearbeitung:Unter den zahlreichen Einzelteilen sind auch so einige aus Metall. Das Formen und Bearbeiten von Gussplatten oder Stimmwirbeln gehört zu diesem Aufgabenbereich ebenso wie das Aufziehen der Saiten.
Verbindungen und Oberflächen: Um aus tausenden Einzelteilen ein Klavier zu bauen, braucht es vielfältige Verbindungen. Holzverbindungen werden geleimt, Filz wird geklebt, die Saiten bespannt. Und damit am Ende alles glänzt, wird das ganze Instrument auch noch lackiert.
Restaurierung und Reparatur:Historische Schätze müssen manchmal von Grund auf restauriert werden, bei anderen Instrumenten sind Tasten oder andere Kleinigkeiten kaputt und bei wieder anderen stimmt der Klang nicht. Du lernst, all diese großen und kleinen Probleme zu beheben und Pianist*innen wieder glücklich zu machen.
Und sonst?Beratung und Verkauf sind ebenfalls Teil des Berufs. Ein Instrument für den Nachwuchs oder ein Konzertflügel? Am Ende der Ausbildung kannst du beides problemlos verkaufen.
Deine Vorteile
- Der Beruf ist musikalisch: Musikalische Kenntnisse sind Voraussetzung, aber Du musst kein Beethoven sein. Wer die handwerkliche Seite der Musik schätzt, kann in diesem Beruf beides perfekt miteinander verbinden.
- Der Beruf ist präzise: Millimeter entscheiden über den richtigen Ton, darum ist Präzision beim Arbeiten gefragt. Dann klingt auch das Ergebnis absolut präzise.
- Der Beruf ist komplex: Zahlreiche Einzelteile, physikalische, chemische und handwerkliche Kenntnisse und am Ende der Umgang mit Künstler*innen, die ganz präzise Vorstellungen haben – all diese Herausforderungen lernst Du in der Ausbildung zu meistern.
Die Perspektiven
Mit einer Ausbildung zum / zur Klavier- und Cembalobauer*in legst Du Dir ein sicheres Fundament für Deine weitere Karriere als Kunsthandwerker*in. Denn hier erlernst Du alle handwerklichen Fähigkeiten, die Du später im Beruf brauchen und perfektionieren wirst.
Nach der Ausbildung kannst Du klassischerweise die Meisterausbildung anschließen. Sie gibt Dir die Möglichkeit, Deine handwerklichen Fähigkeiten weiter auszubauen und um betriebswirtschaftliche und arbeitspädagogische Kenntnisse zu erweitern. Damit legst Du nicht nur den Grundstein für einen eigenen erfolgreichen Betrieb, sondern qualifizierst Dich auch, um in Zukunft einmal selbst auszubilden. Zudem sind Klavier- und Cembalobaumeister*innen international gefragte Expert*innen ihres Fachs.
Das Klavier- und Cembalobauerhandwerk gehört zu den zulassungsfreien Handwerken, das heißt, dass hier der Meisterbrief erworben werden kann und ein wichtiges Gütesiegel ist, für eine Selbstständigkeit als Klavierbauer*in ist der Meisterbrief aber nicht notwendig.
Zudem kann auch ein Studium an die Ausbildung angehängt werden, zum Beispiel in den Fächern Musinstrumentenbau oder Konservierung / Restaurierung.
Die Eckdaten
Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
Berufsschule: Ludwigsburg
Der Berufsschulunterricht findet in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) an der Oscar-Walcker-Schule statt.